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„Gestatten, Wurm. Regenwurm.“

Zum Tag des Regenwurms am 15. Februar hat Naturpädagogin Bettina Hermann einen Gastbeitrag geschrieben. Vielen Dank, liebe Bettina!

Dass es im Erdreich nur so wuselt von Käfern, Larven, Spinnen, Asseln bis hin zu kleinsten Milben und Bakterien weiß man ja. Kindern hingegen ist das oft nicht bewusst, leider viel zu selten graben sie mal ein Loch in die Erde. In der Regel ist es ja der Sandkasten auf dem Spielplatz, der umgebuddelt wird – wo soll man denn bitte schön sonst ein Loch in der Stadt graben dürfen?  Nur, der Sandkasten ist auf Dauer halt bockfad. Mit ein bisschen Glück findet man höchstens ein lang vergessenes Förmchen oder mit Pech die Hinterlassenschaft der Nachbarskatze.

Was unter der Erde wohl los ist?

Aber mal zu schauen, was unter unserer Erde los ist, ist für Kinder absolut faszinierend. Der anfängliche Ekel vor den Krabblern ist dabei schnell überwunden. Der Regenwurm ist da noch der bekannteste Vertreter, immerhin ist er auch in der Stadt überall zu finden, wenn der Regen seine unterirdischen Gänge überschwemmt und er an die Oberfläche kommt, um nicht zu ertrinken. Deshalb der Name „Regenwurm“. Und so einen Regenwurm mal auf die Hand zu nehmen ist auch spannend, es kitzelt, wenn er sich windet und wo ist denn eigentlich hinten und vorne, hat der einen Mund und einen Po?

Wer mit Bettina im Wald unterwegs ist erfährt so einiges…

Wenn ich mit Kindergartengruppen im Wald unterwegs bin, dann ist mir das Thema „Herbst“ am liebsten. Mal abgesehen von der Farbenpracht und den unzähligen Schätzen, die man sammeln und verbasteln kann, kann ich ganz leicht den Fokus auf die Bodentiere lenken und ihre unheimlich wichtige Aufgabe für den Wald, die Pflanzen und somit auch für uns veranschaulichen. Denn wenn Kinder – viele davon auch zum ersten Mal – im Wald sind, fragen sie zuerst: „Wo sind jetzt die Bären, die Rehe, die Wölfe, die Tiger…?“.

Wenn wir das mit der Herkunft des Tigers geklärt und auch die Wahrscheinlichkeit der Begegnung mit einem Bären oder Wolf in unsren Wäldern relativiert haben, sag ich meistens: „Große Tiere werden wir wahrscheinlich heute nicht finden, die verstecken sich in der Regel oder kommen erst nachts aus ihren Höhlen. Aber… (dann nehm ich eine Handvoll Erde) in meiner Hand sind grade mehr Lebewesen als Menschen auf der ganzen Erde.“ Große Augen. Wo denn bitte schön??

Mit Schaufel und Becherlupe geht’s auf Expedition

Schaufel und Dosenlupen raus und los geht die Suche, um zumindest die sichtbaren Vertreter des Erdreichs zu erforschen. Auf einem weißen Tuch kann man am besten ein Häufchen Erde gemeinsam inspizieren und neben den Krabblern auch die verschiedenen Zersetzungsstadien von Blättern und Ästchen aufzeigen. Und dass wir nicht in den Blättern von tausenden von Jahren versinken, verdanken wir eben u.a. den Regenwürmern, die mit ihren Mitbewohnern alles Schritt für Schritt vertilgen und am Ende was Wunderbares übriglassen: fruchtbaren Humus. Oder wie ein Kind mal so schön gesagt hat: „Der Regenwurm macht einen super Kacka“.

Schnell verstehen Kinder, wie wichtig der Regenwurm ist

Wenn Kinder das mal verstanden haben – und in der Natur ist das leicht zu verstehen, weil man es ja mit eigenen Augen sehen kann – dann bekommen diese kleinen Erdbewohner plötzlich eine Riesenbedeutung. Jeder Regenwurm wird zukünftig gefeiert und pfleglich behandelt, weil er ja wichtig für uns ist. Bei Regen werden Rettungsaktionen gestartet, auf den Gehweg geflüchtete Würmer gesammelt und in Beeten und Wiesen ausgesetzt, damit sie nicht von unachtsamen Fußgängern oder Radlern plattgefahren werden.

Und wenn beim nächsten Waldbesuch der Blick sofort suchend auf den Boden gerichtet wird, anstatt ängstlich die Büsche nach Bären abzusuchen, dann weiß ich, dass der Regenwurm und seine Kumpels wieder ein paar Freunde mehr gefunden haben.

In diesem Sinne hoch die Tassen:
Auf dich, Herr Regenwurm – am Tag des Regenwurms!

 

Infos zu Bettina’s Naturworkshops für Kindergruppen und ihren Ferienprogrammen unter www.machteuchschmutzig.de